Interessengemeinschaft Hirzbergbahn e.V.

Historie

Vorgeschichte

Die Geschichte der IG Hirzbergbahn e.V. beginnt dort, wo alles verloren schien. Im Jahr 1990 wurde der Deutsche Modelleisenbah-Verband der DDR (DMV) aufgelöst. Jahrelang hatten Eisenbahn-Enthusiasten in der Wilhelm-Bock-Straße in Gotha eine Heimat gefunden. Hier wurde gebaut, geklebt und die Modellbahnen „auf Probe gefahren“. Doch mit dem Ende des Verbands stand der Verlust des Vereinsdomizils bevor. Inmitten dieser unsicheren Zeit suchten die Eisenbahnfreunde fieberhaft nach einer neuen Perspektive – und einem neuen Zuhause. Zunächst zog der Verein in das Gothaer Bahnhofsgebäude um. Doch trotz großer Bemühungen konnte die aufwendig gestaltete Modellbahnanlage nicht wiederaufgebaut werden. Gleichzeitig benannte sich der Verein in „IGEF – Interessengemeinschaft der Gothaer Eisenbahnfreunde“ um, um einen neuen Fokus zu setzen. Die folgenden Jahre wurden zur echten Herausforderung. Die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten entwickelte sich zu einer Odyssee. Immer wieder wurden vermeintlich passende Domizile gefunden, doch Rückführungsansprüche von Alteigentümern ließen diese Pläne scheitern.

Die IG Hirzbergbahn entsteht

Nach den anfänglichen Herausforderungen stand der Verein vor einer neuen Realität. Einige Mitglieder gingen eigene Wege: Die Freunde der Wald- und Straßenbahn schlossen sich dem Verein der Thüringer Wald- und Straßenbahn an. Auch die Modelleisenbahner orientierten sich um – weg von der Modellbahn und hin zur „großen Eisenbahn“. Man traf sich gelegentlich zu geselligen Runden und organisierte gemeinsame Ausflüge zu besonderen Eisenbahnzielen. In dieser Phase ergaben sich neue Perspektiven: Das VEB Schrauben- und Nietenwerk Tambach-Dietharz plante, seine Werklok des Typs N4b zu verkaufen, da die Anschlussbahn stillgelegt und abgebaut werden sollte. Zwei Eisenbahnfreunde erwarben die Kleinlok, die schließlich im Lokschuppen Georgenthal einen neuen Platz fand.

Aus dieser Situation entstand ein klares Ziel: Die Erhaltung der Eisenbahnstrecke zwischen Georgenthal und Tambach-Dietharz sowie die Pflege des Eisenbahnknotens Georgenthal. Die Vision eines Museumsbahnbetriebs auf dieser landschaftlich reizvollen Thüringer Nebenbahn wurde geboren. Am 27. Dezember 1993 gründete sich schließlich die Interessengemeinschaft Hirzbergbahn Georgenthal–Tambach e.V. (IGHB) in der „Bayrischen Gaststätte“ in Georgenthal. Der Name „Hirzbergbahn“ geht auf den Hirzberg zurück, an dessen Fuß der Bahnhof Georgenthal/Thür. liegt. Historisch führte die Strecke Georgenthal/Thür. – Friedrichroda, die 1947 demontiert wurde, durch einen Einschnitt am Hirzberg entlang.

Heute ist die IG Hirzbergbahn Georgenthal–Tambach e.V. im Vereinsregister des Amtsgerichts Gotha unter der Nummer VR 140 625 eingetragen und als gemeinnütziger Verein anerkannt.

Sammeln und wieder: Standortsuche!

Die erste Errungenschaft der IG Hirzbergbahn e.V. war die Überlassung der Kleinlok, die damit das erste Eisenbahnfahrzeug des jungen Vereins wurde. Mit großem Engagement begannen die Mitglieder, alles zu sammeln, was zum Thema Eisenbahn von Bedeutung sein könnte. Stellwerks-, Fernmelde- und Fahrzeugtechnik wurden zusammengetragen, systematisch sortiert und sorgfältig beschriftet gelagert. Die Idee, eine Ausstellung zu organisieren, rückte langsam in greifbare Nähe. Doch bald zeichnete sich ein neues Problem ab: Der Lokschuppen in Georgenthal, bisheriger Unterstand der Kleinlok, sollte abgerissen werden. Ohne geeigneten Ersatz wäre die Lok Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert. Mangels Alternativen entschied sich der Verein, die Maschine zum Verkauf anzubieten. Der Verkauf verlief problemlos, und die Lok fand bei einem Eisenbahnfreund in Blankenhain bei Bad Berka ein neues Zuhause – transportiert auf ihrem angestammten Weg: über die Schiene. Zeitgleich erhielt die IG Hirzbergbahn das Angebot, das ungenutzte Stellwerk im Bahnhof Waltershausen als neues Domizil zu übernehmen. Doch die Mitglieder entschieden sich dagegen. Die Erhaltung der Strecke Georgenthal–Tambach-Dietharz, das ursprüngliche und übergeordnete Ziel des Vereins, bleibt oberste Priorität.

Grundsteine und ein Museum

Im September 1997 legte Herr Bach, der Eigentümer der Lohmühle, den Grundstein für das Lohmühlenmuseum, das direkt an der Bahnlinie Georgenthal – Tambach-Dietharz liegt. Höhepunkt der Einweihungsfeier war die erste Fahrt zwischen der Lohmühle und der Rodebachmühle – durchgeführt mit einer Handhebeldraisine, die freundlicherweise vom Thüringer Eisenbahnverein zur Verfügung gestellt wurde. Diese Fahrten fanden großen Anklang und markierten den Beginn des ersten offiziellen Fahrbetriebs auf dieser Strecke. Im Anschluss bot Herr Bach der IG Hirzbergbahn e.V. an, ihre Eisenbahnprojekte auf dem Gelände des Lohmühlenmuseums zu integrieren. Dieser Schritt brachte das Vereinsziel, die Erhaltung und den Betrieb der Eisenbahnstrecke Georgenthal – Tambach-Dietharz, wieder in greifbare Nähe. Durch die neue Standortmöglichkeit konnte der Verein notwendige Fahrzeuge anschaffen, ohne zusätzliche Räumlichkeiten anmieten zu müssen. Zu den neu angeschafften Fahrzeugen gehörten eine Kleinlok des Typs N4b („Lok 1 IGHB“) sowie eine V22 („Lok 2 IGHB“), die dank großzügiger Unterstützung der Firma Schmitz-Cargo Bull aus Gotha finanziert werden konnten. Zwischen 1997 und 2000 bot der Verein im Rahmen der Veranstaltungen des Lohmühlenmuseums regelmäßig Sonderfahrten mit einem SKL 25 und einer Motordraisine KLV 12 an. Diese Fahrten erfreuten sich großer Beliebtheit bei den Besuchern und Eisenbahnenthusiasten. Leider mussten die Fahrten nach einigen Jahren eingestellt werden, was einen erheblichen Rückschlag für den Verein darstellte.

Die Neuausrichtung

Die IG Hirzbergbahn Georgenthal - Tambach e.V. blickt mittlerweile auf fast 15 Jahre Vereinsgeschichte zurück. In dieser Zeit konnte der Verein bereits einiges erreichen, jedoch wurde das ursprüngliche Ziel, den Erhalt der gesamten Eisenbahnstrecke, bislang nicht verwirklicht. Aus diesem Grund wurde es notwendig, das Konzept und die Zielsetzung des Vereins anzupassen und sich auf realistischere Vorhaben zu konzentrieren. Inzwischen haben die Gemeinde Georgenthal und die Stadt Tambach-Dietharz die Strecke sowie die angrenzenden Grundstücke von der Deutschen Bahn AG erworben. Der Abschnitt von der Haltestelle Lohmühle bis zum Bahnhof Tambach-Dietharz wurde auf Antrag der Stadt Tambach-Dietharz entwidmet und zurückgebaut, um Platz für ein neues Gewerbegebiet zu schaffen. Auf dem Streckenabschnitt vom Bahnübergang Friedensstraße in Georgenthal bis zur Lohmühle wurde die Trasse hingegen zu einem Radweg umgebaut.

Nach dem Abbau der Schienen an der Lohmühle verlegte der Verein seinen Schwerpunkt nach Georgenthal. Am dortigen Standort konzentriert sich die Tätigkeit der IG Hirzbergbahn e.V. nun auf die Restaurierung historischer schmalspuriger Fahrzeuge und den Ausbau eines ehemaligen Sägewerkgeländes, das von der Gemeinde Georgenthal speziell für die Einrichtung einer Werkstatt gemietet wurde. Ziel ist es, die letzten Relikte der früheren thüringischen, meterspurigen Schmalspurbahnen zu erhalten und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Damit ist die IG Hirzbergbahn e.V. der einzige Verein in Thüringen, der sich intensiv mit der Geschichte und Erhaltung dieser Bahnen beschäftigt. Der erste restaurierte Schmalspur-Gepäckwagen, der Erfurt 241 aus dem Jahr 1889, wurde vollständig aufgearbeitet. Dieser Wagen stammt ursprünglich von der ehemaligen Eisfeld - Unterneubrunner Eisenbahn in Südthüringen. Ein weiterer langfristiger Plan des Vereins ist es, den Fahrbetrieb auf dem verbleibenden Streckenabschnitt vom Bahnhof Georgenthal bis zum Vereinsgelände wiederaufzunehmen. Der Vorstand der IG Hirzbergbahn steht hierzu in kontinuierlichem Kontakt mit der Verwaltungsgemeinschaft Apfelstädtaue. Näheres zum Thema Schmalspur finden Sie hier.

Am Standort Gotha werden die regelspurigen Fahrzeuge des Vereins unterhalten. Für Arbeitszugdienste stehen mehrere Kleinlokomotiven des Typs V 22 B zur Verfügung. Näheres zum Thema Regelspur finden Sie hier.