Die Notwendigkeit zum Ausbau der Schieneninfrastruktur
im 19. Jahrhundert ergibt sich aus der wirtschaftlichen Entwicklung des zum Herzogtum
Sachsen-Coburg-Gotha gehörenden Landstriches um Tambach und Dietharz.
Erste Planungsphasen im Jahre 1872 gehen von verschiedenen Ausgangspunkten einer
Eisenbahnanbindung aus. Unter anderen erwägt man den Bau einer Pferdebahn.
Keine der Varianten wird realisiert. Nächster Bahnanschluss bleibt daher
der Bahnhof Georgenthal, der an der seit 07.05.1876 eröffneten Strecke Gotha
- Ohrdruf liegt. Die Übernahme dieser Strecke durch die preußische Staatsbahn
am 01.04.1889 geht mit der Verpflichtung Preußens einher, das Eisenbahnnetz
im Herzogtum zu erschließen und auszubauen.
Daraufhin erstellen die Ingenieure C. Haupt und G. Panse aus Gotha
ein entsprechendes Projekt über den Neubau einer Strecke, abzweigend
vom Bahnhof Georgenthal und im Lauf des Flüsschens Apfelstädt folgend,
nach Tambach-Dietharz.
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Nach der Genehmigung des Preußischen Landtages
von 469.000 Mark zum Bau der Strecke und der Konzessionserteilung
am 11.05.1888 beginnen am 28.03.1892 die Arbeiten.
Am 19.12.1892 wird die Eröffnung der Strecke festlich begangen
und dem Königlichen-Eisenbahn-Betriebsamt zu Cassel unterstellt.
Durch den sich stetig entwickelnden Güterverkehr erfolgen Umbauten
und Erweiterungen an der Strecke. In Tambach entstehen
mehrere Anschlussgleise, das Empfangsgebäude
wird vergrößert und der Bahnhof erhält ein Einfahrsignal.
Der Bahnhof in Georgenthal wird großzügig ausgebaut, wo
bis 1947 auch eine Verbindung nach Friedrichroda existiert.
Diese muss aber als Reparationsleistung auf Befehl der
sowjetischen Militäradministratur demontiert werden.
Die beiden Stellwerke, die Ausfahrsignale und die Reste
des Lokschuppens lassen die einstige Bedeutung des Bahnknotens
auch heute noch erahnen.
Pläne, die Hirzbergbahn bis nach Brotterode zu verlängern, werden nie realisiert.
Am 01.09.1969 endet der Personenverkehr nach Tambach-Dietharz,
seit Ende Dezember 1995 ruht auch der Güterverkehr.
Zwischenzeitlich ist auf dem Großteil der Strecke ein Radwanderweg entstanden.
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Die Strecke liegt im südlichen Landkreis Gotha am Nordhang
des Thüringer Waldes. Sie zweigt in Georgenthal von der Verbindung
Gotha - Gräfenroda (KBS 572) ab und führte auf einer 6,5 km langen
Stichbahn nach Tambach-Dietharz.
Die Hirzbergbahn überquert in Georgenthal die B 88 und verläuft
dann durch den historischen Kurpark und vorbei am bekannten
Kornhaus des ehemaligen Klosters Georgenthal.
Die Gemeinde Georgenthal hat 3.000 Einwohner und liegt 400 m über NN.
Sehenswert sind hier vor allem die spätromanische Kirche und
weitere Gebäude des ehemaligen Zisterzienserklosters.
Weiter geht es entlang der Landstraße nach Schmalkalden
durch das waldreiche Tal der Apfelstädt. Unterwegs liegen
die Stationen Georgenthal-Ort, Rodebachsmühle und Lohmühle,
wo sich heute das gleichnamige Museum befindet.
In Tambach-Dietharz leben 5.000 Einwohner. Die Stadt liegt in
einer Höhe von 450 - 866 m über NN. Dem Touristen bieten
sich hier z.B. zwei Talsperren (darunter die älteste Thüringens -
die Gothaer Talsperre), der Bergsee Ebertswiese, der Spitterfall
(größter natürlicher Wasserfall in Thüringen) und der Kletterfelsen
Falkenstein als Ausflugsziele an. Zudem sind die ehemaligen
Zwischenstationen der Strecke geeignete Ausgangspunkte zum Wandern.
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